“Der neue Festsaal ist das unübersehbare Highlight der Synagoge. Seit Anfang der Woche wird das Holzparkett im Herzstück des Begegnungszentrums für 300 Menschen verlegt. Die großen Schrägfenster aus Sicherheitsglas mit dem eingefassten Davidstern wirken markant und präsentieren sich dennoch harmonisch eingefügt in den Gebäudekomplex aus den 60er-Jahren.
Sharon Fehr, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Münster, spricht von einer „ungeahnten Form der Freiheit“, die der neue Raum für Versammlungen, Konzerte, Tanzabende und mobile Theater-projekte bietet. Für Fehr ist der Raum eine „Kommunikationsfläche für Mitglieder untereinander und Besucher unserer Gemeinde“. Die Einweihung ist für den 28. Oktober geplant.
Bisher kein Zugang für Ältere und Behinderte
Bislang stand der ständig wachsenden Jüdischen Gemeinde nur ein kleiner Saal für 120 Personen im Kellertrakt zur Ver-fügung. Weil nur schmale Treppen hinunterführten, war er besonders für ältere und behinderte Gemeindemitglieder kaum oder gar nicht mehr erreichbar.
Neben den Treppen am Eingang entsteht derzeit eine Rampe für Rollstuhlfahrer, im Gebäude ist ein Aufzug eingebaut worden. Fehr: „Uns ist wichtig, dass jeder die Synagoge erreichen kann.“
Bewusst kein monumentaler Bau
Bewusst habe man „auf einen Anspruch der Monumentalität verzichtet“. Der Um-bau mit Aufstockung eines Ober-geschosses wird von der Gemeinde als „eher schlicht“ eingestuft. Fehr: „Die Glasfassade von eleganter, kreativer, aber auch mutiger Verspieltheit lässt das Gebäude allerdings besonders hervorstechen.“
Im Kellergeschoss sind die Umbau-arbeiten schon weit fortgeschritten. Der ehemalige Festsaal wird künftig als Jugendraum genutzt, auch Spielgeräte wie ein Kicker sind schon vorhanden. Großzügig angelegt ist der Küchenbereich mit Unterteilung in „milchig und fleischig“. Nach jüdischem Speisegesetz dürfen Milch- und Fleischspeisen nicht zusammengebracht werden.
Behindertengerecht sind auch die Sanitärräume, die ebenfalls neu und wesentlich umfangreicher ausgelegt sind.
Sammel-Marathon erfolgreich
Um die Baumaßnahme finanzieren zu können, hat Fehr im vergangenen Jahr einen großen Sammel-Marathon gestartet. „Die Resonanz war sehr erfreulich“, so der Vorsitzende.
Zuschüsse gab es aus Gewinnen der Sparkasse Münsterland Ost (360.000 Euro). Vom Landesverband der Jüdischen Gemeinde kamen rund 225 000 Euro, die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW beteiligt sich mit 220.000 Euro, 100.000 Euro kommen von der Lotterie „Ein Platz an der Sonne“ und 50.000 stammen vom jüdischen Gemeindefonds.
Die für das Laubhüttenfest angedachte Dachöffnung konnte aus Kostengründen allerdings nicht realisiert werden. Das Atrium mit Teilüberdachung kann künftig als Alternative genutzt werden.”