Heute am Jom Kippur 5782 informiert mich der Polizeipräsident von Münster über eine Bedrohungslage in Hagen.
Der Polizeipräsident informiert auch „(…) dass aus polizeilicher Sicht mit Blick auf die Lage in Hagen für Münster KEINERLEI ERHÖHTE GEFAHR besteht und dass alle zu unserem Schutz eingesetzten Beamten dennoch sensibilisiert und die Polizei die Schutzmaßnahmen weiterhin intensiv fortführen werden.
Ich informierte trotz des höchsten jüdischen Feiertags umgehend unsere Mitglieder via WhatsApp über diesen Stand der Lage auch zur Vermeidung, dass Unsicherheit sich breit macht und Mitglieder deshalb nicht zum G“ttesdienst kommen würden.
Im Laufe des Tages erhielt ich vorn der Polizei weitere Nachricht, dass ein 16-jähriger Jugendlicher aus Syrien einen Sprengstoffanschlag vorbereitet habe.
Er und drei weitere Verdächtige wurden festgenommen.
Sicherheitsbehörden hätten einen Hinweis eines ausländischen Geheimdienstes erhalten.Dieser warnte demnach vor einem mutmaßlichen Islamisten in Deutschland,
der sich im Internet verdächtig verhielt.
Der mutmaßliche islamistische Extremist soll in einer überwachten Kommunikation mit einem Chatpartner von einem Sprengstoffanschlag auf eine Synagoge gesprochen haben.
Die Ermittlungen führten dann am Abend vor Jom Kippur zu dem 16-jährigen Syrer, der in Hagen in einer Wohnung mit seinem Vater lebt.
Am Spätnachmittag des heutigen Tages hieß es dann: Polizei beendet Großeinsatz an Synagoge in Hagen »Keine Hinweise auf eine Gefährdung«: Laut den Ermittlern sind die polizeilichen Maßnahmen an einem jüdischen Gotteshaus in Hagen abgeschlossen. Auch die Absperrungen in der Stadt werden aufgehoben.
Das Geschehen weckte Erinnerungen an den Terroranschlag in Halle in Sachsen-Anhalt. An Jom Kippur 2019 – damals am 9. Oktober – hatte ein bewaffneter Rechtsextremist versucht, gewaltsam in die Synagoge einzudringen. Als die Tür standhielt, erschoss er in der Nähe zwei Menschen und verletzte auf der Flucht zwei weitere.
STIMMEN: Der Antisemitismus-beauftragte
der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich alarmiert von den Anschlagsplänen in Hagen. Die Bedrohung sei vielschichtig und komme “von verschiedenen Seiten”, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “War der Anschlag von Halle rechts motiviert, so ist der vereitelte Anschlag in Hagen offenbar dem islamistischen Milieu zuzuordnen.”
Hagens Oberbürgermeister Erik Schulz “So wenig wir auch über die genaue Situation wissen – in unseren Gedanken sind wir bei der Jüdischen Gemeinde Hagen”.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, der Vorfall wecke entsetzliche Erinnerungen an Halle: “Es ist unerträglich, dass Jüdinnen und Juden erneut einer so schrecklichen Bedrohungslage ausgesetzt sind und den Beginn ihres höchsten Festes Jom Kippur nicht friedlich gemeinsam feiern konnten. Der Kampf gegen Antisemitismus habe allerhöchste Bedeutung. Es sei die Pflicht des Staates, alles zum Schutz von Jüdinnen und Juden zu tun. Jetzt ist es Sache der Polizei und der Justiz, die Hintergründe dieser sehr ernsten Bedrohungslage aufzuklären”, so Lambrecht.