Unser Vorstand beschloss für dieses Jahr den Bau einer Sukka mit tatkräftiger Unterstützung aus den Reihen unserer Gemeindemitglieder im Innenhof unserer Gemeinde. Sie sollte vor allem den halachischen Vorschriften entsprechen.
Vladimir und Evgenii erstellten gemeinsame Zeichnungen, Pläne und Skizzen, organisierten den Einkauf sämtlicher erforderlichen Baumaterialien wie Holz, Kanthölzer, Bambus, Nägel, Holzleim, Werkzeuge, Messwerkzeug, Regenschutzplane und vieles mehr.
Das Grünzeug für das provisorische Dach, durch das wir nachts Himmel und Sterne sehen sollen, bestellten wir in einer uns gut vertrauten Gärtner in der Stadt Münster.
Tagelang wurde dann im Innenhof unserer Gemeinde gehämmert, gesägt, auseinander- und zusammengebaut und der handwerklichen Kreativität freien Lauf gelassen.
Auf der Rückwand der Sukka haben Vladimir und Evgenii sogar die markante Silhouette des historischen Rathauses der Stadt Münster nachgebaut und setzen damit ein Zeichen der Verbundenheit mit unserer Stadt des Westfälischen Friedens Münster.
Weil unser Laubhüttenfest leider nicht in der Zeit der ersten Frühlingssonne stattfindet, sondern in unserem Breitengrad dann, wenn Kälte und Regen Einzug halten, legten wir auf das Dach aus Bambusrohren auch eine durchsichtige feine Plastikdecke.
Das mögen manche Rabbiner eher kritisch sehen, doch der freie Blick durch das Dach nach oben war dennoch gewährleistet.
Eigentlich sollen wir in der Sukka sogar übernachten. Aber seien wir ehrlich: Niemand von uns möchte sich חס וחלילה eine Erkältung oder gar eine Lungenentzündung holen. Sukkot im Sommer wäre vermutlich auch nichts, denn dann kämen die Wespen und wir könnten die schön geschmückte Sukka wiederum nicht wirklich genießen. Mit den letzten Handgriffen schmückten wir unsere neue Sukka mit Früchten und schönen Girlanden.
Uns allen hat der Bau der Sukka viel Spaß bereitet und wir spürten zudem, dass gemeinsames Tun Vertrauen stärkt und das Miteinander in unserer Gemeinde fördert.
So schön unsere Sukka auch wurde, sie ist nur ein Provisorium, um uns Jahr für Jahr von Generation zu Generation an die beschwerliche Zeit der 40-jährigen Wüstenwanderung unseres Volkes zu erinnern.
Unsere Sukka als Provisorium und Symbol der Einfachheit und Entbehrung hat auch heute noch Aktualität, wenn wir an all die Menschen denken, die keine trockene Wäsche, keine wärmende und keine schützende Wohnung besitzen. So mögen wir erahnen, was es bedeutet, obdachlos oder Kriegsflüchtling zu sein.
Gez.: Mike Khunger
Geschäftsführender 1. Vors.